Project Description

SOMALIA

Beschreibung des Landes

Somalia bezeichnet einen föderalen Staat im äussersten Osten Afrikas am Horn von Afrika. Der Name ist vom Volk der Somali abgeleitet, das die Bevölkerungsmehrheit bildet und auch in den Nachbarländern ansässig ist.

Somalia entstand aus dem Zusammenschluss der Kolonialgebiete Britisch- und Italienisch-Somaliland, die 1960 („Afrikanisches Jahr“) gemeinsam unabhängig wurden. Das Staatsgebiet grenzt an den Indischen Ozean im Osten, den Golf von Aden im Norden, Dschibuti und Äthiopien im Westen und Kenia im Süden. Nach dem Sturz der autoritären Regierung unter Siad Barre 1991 existierte aufgrund des noch andauernden Bürgerkrieges mehr als 20 Jahre lang keine funktionierende Zentralregierung mehr. Die ab dem Jahr 2000 unter dem Schutz der internationalen Staatengemeinschaft gebildeten Übergangsregierungen blieben weitgehend erfolglos; sie vermochten zeitweise kaum die Hauptstadt unter ihrer Kontrolle zu halten. Weite Teile des Landes fielen in die Hände lokaler Clans, Warlords, radikal-islamistischer Gruppen oder Piraten.

Auf dem Staatsgebiet haben sich verschiedene De-facto-Regimes gebildet. Von diesen strebt jedoch nur Somaliland im Nordwesten seit 1991 nach internationaler Anerkennung als eigenständige Nation. Die übrigen, darunter Puntland, Galmudug und Azania, beanspruchten zwar Autonomie als selbstverwaltete Teilstaaten, haben die Idee des gemeinsamen somalischen Staates aber nicht aufgegeben. Mit Inkrafttreten der neuen Verfassung am 1. August 2012 sind diese autonomen Teilstaaten nun Mitglieder der neuen Bundesrepublik Somalia (zuvor Republik Somalia). Erfolge gegen die radikal-islamistischen Milizen im Jahr 2012 ermöglichten es, im August 2012 erstmals auch wieder eine gemeinsame somalische Regierung zu wählen und mit der Reorganisation staatlicher Strukturen zu beauftragen – eine Regierung, die zunehmend von anderen Staaten und internationalen Organisationen als Vertretung Somalias anerkannt wird.

Gesundheitssystem

Mangelernährung und Infektionskrankheiten sind verbreitet. 70 % der Bevölkerung haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und medizinischer Versorgung. Die Kinderzahl pro Frau liegt bei durchschnittlich 6,1. Die Müttersterblichkeit liegt bei 12 von 1000 Geburten. Die Kindersterblichkeit ist hoch: Vor dem 1. Geburtstag sterben 108 und vor dem 5. Geburtstag 180 von 1000 lebend geborenen Kindern. Die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt wird mit 50,7 bis 51,2 Jahren angegeben.

Der Anteil von HIV-Infizierten wird auf 0,5 % geschätzt und ist damit im afrikanischen Vergleich sehr niedrig. Begründet wird dies mit der islamischen Religion und damit, dass seit Kriegsausbruch verhältnismässig wenige Menschen von aussen ins Land kamen. Das Wissen um Übertragungswege und Prävention von HIV/Aids ist kaum verbreitet.

2008 vermeldete die Weltgesundheitsorganisation, dass durch gross angelegte Impfkampagnen das Kinderlähmung verursachende Poliovirus in Somalia ausgerottet sei. Das Land war bereits 2002 poliofrei, doch war das Virus zwischenzeitlich aus Nigeria wieder eingeschleppt worden. Auf der anderen Seite gibt es auch Berichte über einen starken Anstieg von Fehl- und Missbildungen bei Neugeborenen und kleinen Kindern. Bei der Suche nach Ursachen wird ein Zusammenhang mit der illegalen Verklappung von Atom- und Giftmüll vor der Küste angenommen. Aber die diagnostischen Möglichkeiten der Krankenhäuser reichen zu einer Ermittlung der Ursachen nicht aus, und die politisch weiterhin unsichere Lage, vor allem in von islamistischen Al-Shabaab-Milizen kontrollierten Küstengebieten, erlaubt keine nähere Untersuchung bereits angespülter Fässer auf einen radioaktiven oder giftigen Inhalt.

Soziales und kulturelles Leben

Die Kultur Somalias ist vom Nomadentum, dem Islam und (mündlich überlieferter) Dichtung geprägt.

Religion

Die Bevölkerung Somalias gehört zu fast 100 % dem sunnitischen Zweig des Islam an. Davon sind etwa 80 % Schafiiten und 20 % Hanafiten. Die einzigen Nicht-Muslime in Somalia sind einige hundert Christen, die fast alle ausländischer Herkunft sind. Die wenigen christlichen Somalier gehören der äthiopisch-orthodoxen Tewahedo-Kirche an. Einzelne Missionierungsversuche und der Bau einer Kathedrale mit angeschlossenem katholischem Kloster in Mogadischu in der Kolonialzeit blieben ohne grössere Wirkung. Beide wurden während des Bürgerkriegs zerstört. Damit löste sich auch das römisch-katholische Bistum Mogadischu faktisch auf. Der letzte Bischof war bereits 1989 in der Kathedrale erschossen worden.

Die traditionelle Ausübung des Islam in Somalia ist in den Dörfern und unter Nomaden eher gemässigt und vermischt mit dem Gewohnheitsrecht der Clans. Dort sind die durch missionierende Scheichs verschiedener Sufi-Orden im 19. Jahrhundert verbreiteten Glaubensschulen im Alltag präsent. Die älteste und grösste dieser Bruderschaften ist die Qadiriyya, gefolgt von der Salihiyya im Norden. Kleinere Gruppen sind die Dandarawiyya, der Ende des 19. Jahrhunderts von Muhammad ibn Ahmad al-Dandarawi gegründete, am weitesten verbreitete Zweig der Idrisiyya, und die Rifaiyya, ein Ableger der Qadiriyya, der unter arabischen Einwanderern in Mogadischu populär ist. Seit den 1970er Jahren gibt es vor allem in den Städten radikale wahhabitische Strömungen, die während des Bürgerkriegs ebenso wie die Religion insgesamt an Bedeutung gewonnen haben.

Seit Ausbruch des Bürgerkrieges gehören islamische Einrichtungen zu den wenigen Institutionen, die Bildung, medizinische Versorgung oder auch Rechtsprechung anbieten. Auf die Lage der Frauen wirkt sich der wachsende Einfluss des Islam unterschiedlich aus: Das islamische Recht bringt ihnen gegenüber dem Gewohnheitsrecht gewisse erbrechtliche Verbesserungen, und einige Geistliche sprechen sich heute auch gegen die weit verbreitete Mädchenbeschneidung aus; andererseits werden Frauen zunehmend gedrängt, sich stärker zu verhüllen oder ganz aus dem öffentlichen Raum zurückzuziehen. Al-Shabaab setzt in Süd- und Zentralsomalia eine strenge Auslegung der Schari’a durch. Sie hat auch Verbindungen zu Al-Qaida und hat Dschihadisten aus dem Ausland in ihren Reihen.

Bildungssystem

2000 – 2005 besuchten schätzungsweise 12 % der Kinder die Primarschule, wobei der Anteil der Jungen höher, derjenige der Mädchen geringer ist. Bildung wird von privaten Institutionen (mit Unterstützung von einheimischen und internationalen Organisationen) und vor allem von Koranschulen (Madrasas) angeboten; letztere bieten neben dem Erlernen der arabischen Schrift und dem Auswendiglernen des Korans eine Minimalbildung. Beispielsweise hat eine Privatinitiative in der Region Shabeellaha Dhexe die Einschulungsrate auf 24 % erhöht, was die höchste Rate in Südsomalia ist. UNICEF und lokale Organisationen betreiben auch Initiativen zur Ausbildung von Lehrern.

Im faktisch autonomen Somaliland wurde das Bildungssystem seit der Unabhängigkeitserklärung 1991 ausgebaut, bleibt jedoch auf niedrigem Stand. 2010 besuchten gemäss Schätzung 30 % der Kinder im Schulalter eine Schule, davon waren 30 % Mädchen. Im Januar 2011 kündigte Somalilands Regierung an, Primar- und Sekundarschulbildung kostenlos zu machen sowie die Löhne der Lehrer zu verdoppeln; es bestehen jedoch Zweifel, ob das Bildungssystem die erhöhten Kosten und Schülerzahlen bewältigen kann. Die 1970 gegründete Nationale Universität Somalias in Mogadischu als wichtigste Einrichtung für höhere Bildung ist seit Beginn des Bürgerkrieges geschlossen; 1997 wurde die privat betriebene Universität Mogadischu gegründet. In Somaliland gibt es Universitäten.

Musik

Musikalisch zeichnet sich das Land vor allem durch die traditionelle somalische Folklore aus. Beim ersten Hören weist die somalische Musik durchaus Ähnlichkeiten auf mit jener aus umliegenden Gebieten wie Äthiopien, dem Sudan oder Arabien, aber beim genaueren Zuhören erkennt man die speziellen somalischen Melodiestile. Eine bekannte somalische Sängerin war Magool (1948–2004). Neben Maryam Mursal (* 1950) ist Magools Neffe K’naan (* 1978), der mit Wavin’ Flag in zahlreichen internationalen Charts Platz 1 erreichte, der wohl bekannteste lebende somalische Musiker.

Quelle: Wikipedia

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